Offizielle Angaben und Fahrplan-Details gibt es noch nicht, doch die Deutsche Bahn (DB) und die französische SNCF stellen eine erhebliche Verbesserung des Zugangebots auf der „Magistrale für Europa“ in Aussicht: Mit Inbetriebnahme des neuen Bahnhofs in Stuttgart und des noch fehlenden Teilstücks der Schnellstrecke nach Ulm soll im Dezember 2026 die Zahl der Direktverbindungen zwischen Paris und München erhöht werden.

Davon werden voraussichtlich auch Städte wie Augsburg und Ulm profitieren. Heute fährt dort pro Tag und Richtung ein TGV in Kooperation von DB und SNCF: morgens von München nach Paris und abends zurück, mit Unterwegshalten in Augsburg, Ulm, Stuttgart, Karlsruhe und Straßburg. Die 400 Kilometer zwischen Straßburg und Paris legt der TGV mit bis zu 320 km/h non-stop in 1:46 Stunden zurück.

Der Fernverkehrsdirektor der SNCF, Alain Krakovitch, sprach in der französischen Zeitung „Les Echos“ von künftig fünf schnellen Direktverbindungen zwischen Paris und der bayerischen Landeshauptstadt. Voraussichtlich sollen dafür neben TGV-Zügen dann auch ICEs eingesetzt werden. Noch offen ist, ob diese Züge zusätzlich zu den bestehenden Verbindungen fahren werden oder ob hierfür einige der heute zwischen Karlsruhe und München pendelnden ICEs schon ab Paris eingesetzt bzw. bis dorthin verlängert werden. Denkbar ist auch, dass einige der TGVs, die heute zwischen Paris und Stuttgart pendeln, bis München weiterfahren.

Mit „Stuttgart 21“ werden die direkten Züge nach Paris nicht nur häufiger, sondern auch schneller fahren. Aktuell braucht der TGV (über die alte Strecke) noch fast eine Stunde zwischen Ulm und Stuttgart, ab Ende 2026 werden es voraussichtlich 28 Minuten sein. Da Stuttgart dann kein Kopfbahnhof mehr sein wird, dürfte sich die Reisezeit nach Paris um mehr als eine halbe Stunde verkürzen. Von Augsburg nach Paris wäre der Zug dann statt heute 5:12 Stunden etwa 4:40 Stunden unterwegs, von Ulm aus wäre die Fahrt an die Seine statt heute in 4:04 Stunden in dreieinhalb Stunden möglich.

Ausschlaggebend für die Ankündigung der beiden Bahnen dürfte auch der große Erfolg der erst im Dezember gestarteten neuen umsteigefreien ICE-Verbindung Berlin–Paris sei. Laut dpa erklärte Bahn-Fernverkehrsvorstand Michael Petersen, man habe überdurchschnittlich hohe Vorausbuchungen bereits für das erste Quartal 2025; die Auslastung der Züge sei „durchschnittlich sehr hoch – 90 Prozent sind keine Seltenheit.“ Eine SNCF-Sprecherin erklärte, wenn sich die Nachfrage positiv entwickle werde man die Möglichkeiten für eine Ausweitung der grenzüberschreitenden Angebote analysieren.

Die zusätzlichen und schnelleren Züge zwischen München und Paris stärken die „Magistrale für Europa/Main Line for Europe“ als einen der bedeutendsten Bahn-Korridore des Kontinents. „Stuttgart 21“ wird einen bedeutenden Lückenschluss zwischen Paris und München herstellen; es fehlen dann nur noch die Neubaustrecke Ulm–Augsburg, die voraussichtlich in den 2030-er Jahren weitere 15 Minuten Fahrzeitverkürzung bringen soll, und eine Verbindungskurve bei Appenweier zur Rheintalbahn östlich von Straßburg.

Auch fahrplanseitig wird die „Magistrale“ gestärkt: Bislang sind zwischen Paris und Wien in der Regel zwei Umstiege erforderlich – meist in Stuttgart und München oder Salzburg. Mit einem seit Dezember 2024 verkehrenden Zug der österreichischen Westbahn zwischen Stuttgart und Wien ist die Fahrt mit einem Umstieg möglich. Bei künftig fünf Direktverbindungen Paris–München wird es dann auch fünf Mal täglich möglich sein, mit einmaligen Umstieg von der französischen in die österreichische Hauptstadt zu fahren. Ganz ohne Umstieg geht es nachts mit dem „Nightjet“ der ÖBB von Wien nach Paris, allerdings nicht ab Augsburg oder Ulm.

Peter Stöferle, IHK Schwaben