Zehn Jahre TGV in Karlsruhe / Bahn-Feier in Paris / Weiterhin Lücken zu schließen

Zugtaufe

Zum 10-jährigen Jubiläum wurde ein Zug aus der ICE-Flotte auf den Namen „Paris“ getauft

Die Zeit vergeht wie im Fluge, heißt es oft, und man könnte auch sagen – im Zuge: Am 10. Juni 2007, also vor zehn Jahren, fuhr der erste TGV in Karlsruhe ein. Umjubelt von hunderten Menschen am Bahnsteig des Hauptbahnhofs, „der inzwischen als entscheidendes Drehkreuz des deutsch-französischen Bahnverkehrs gilt“, blickt Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup auch als Vorsitzender der Initiative Magistrale für Europa gern auf dieses wegweisende Ereignis zurück. „Europa wächst in Hochgeschwindigkeit noch weiter zusammen. In einer Zeit, da es teils eher wieder auseinanderzudriften scheint, ein besonders wichtiges Symbol.“ Zudem bringe der grenzüberschreitende Schienenverkehr viele Vorteile mit sich: „für die Wirtschaft, speziell den Tourismus, als klimaschonender Weg auch für die Umwelt, für den Austausch – für Gemeinsames und Bereicherndes“.

Am 1. Juni zelebrierten nun Deutsche Bahn, der französische Bahnkonzern SNCF und die gemeinsame Tochter Alleo am Gare de l’Est in Frankreichs Hauptstadt das zehnjährige Bestehen der Hochgeschwindigkeitsverbindung Paris-Ostfrankreich-Südwestdeutschland. Auch mit der Taufe eines ICE auf den Namen Paris. Die Deutsche Bahn verzeichnet nach eigenen Angaben „eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte“ mit rund 16 Millionen sehr zufriedenen Fahrgästen in ICE und TGV seit 2007. Ein Anstieg von mehr als 60 Prozent bei den Passagierzahlen, mit dem auch zunehmende Marktanteile gegenüber der Flug-Option einhergehen, soll noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Zumal etwa Karlsruhe und Paris, mehrmals täglich verbunden, seit vergangenem Jahr nur noch zweieinhalb Stunden trennen. Diese kurze Zeit überbrücken immer mehr gemischte deutsch-französische Teams an Bord der Züge.

„Fantastisch und zunächst wirklich kaum zu glauben, diese nochmal deutlich schneller und auch damit besser gewordene Verbindung“, schwärmt Mentrup und fordert, jetzt nicht stehen zu bleiben. Die nach zuletzt noch einmal milliardenschweren Investitionen auf französischer Seite optimierte Hochgeschwindigkeitstrasse fußt auf dem Vertrag von La Rochelle, den beide Länder vor nunmehr 25 Jahren am 22. Mai 1992 abgeschlossen haben mit einer Intention, die über die deutsch-französische Achse hinausreicht. So strebt die Magistrale für Europa einen Hochgeschwindigkeitskorridor von Paris bis Budapest/Bratislava an. Hierzu ist jedoch nach wie vor das Nadelöhr Appenweierer Kurve auszubauen. Durch dieses können die Hochgeschwindigkeitszüge nicht mit klar über 300 Stundenkilometern ihr Potenzial abrufen, sondern kaum 100 km/h fahren. „Diesen Teil der Verbindung Kehls zur Schnellbahnstrecke Karlsruhe – Basel auf Spur zu bringen ist und bleibt Hausaufgabe der Deutschen Bahn. Diese wurde auch in einem Vierteljahrhundert nicht erledigt“, mahnt der Vorsitzende der Initiative Magistrale für Europa an. Bei weiteren kleineren oder größeren zu schließenden Lücken bedeuten Fortschritte: der im Bau befindliche Rastatter Tunnel und das Jahrhundertprojekt Stuttgart – Ulm mit dem Umbau des Hauptbahnhofs der Landeshauptstadt. „Dies“, betont Mentrup, „muss uns wie die Anstrengungen der französischen Freunde Beispiel sein, weiter voranzukommen zur auf so vielfältige Weise Gewinn bringenden Verwirklichung einer großen kontinentalen Vision“.