Der deutsche Abschnitt der transeuropäischen Bahn-Achse Paris–Wien–Budapest (TEN 17) ist ein Wirtschaftsraum von weit überdurchschnittlicher Stärke und Bedeutung – und er benötigt eine Verkehrsinfrastruktur auf entsprechendem Niveau: Dies ist der Tenor einer Prognos-/Progtrans-Untersuchung im Auftrag der IHK Schwaben zur ökonomischen und verkehrlichen Bedeutung der europäischen „Magistrale“ auf ihrem Teilstück zwischen der französischen und der österreichischen Grenze.

Vor allem in Relation gesetzt zur Bevölkerung Süddeutschlands bzw. der gesamten Bundesrepublik liefern die ökonomischen Kennzahlen des TEN-17-Raums ein eindrucksvolles Bild. In einem erweiterten Untersuchungsraum betrachtet die Studie auch die Einbindung des oberbayerischen „Chemiedreiecks“ über die künftige Ausbaustrecke München–Mühldorf–Freilassing.

Einige Beispiele für den Gesamtraum (11 kreisfreie Städte und 38 Landkreise entlang der „Magistrale“) zwischen Karlsruhe und Freilassing:

  • In diesem Raum leben 46,3 Prozent der Gesamtbevölkerung Bayerns und Baden-Württembergs: insgesamt 10,8 Millionen Menschen.
  • Die Wirtschaftskraft ist gemessen an der Bevölkerung überproportional: Dort werden 50,7 Prozent der Bruttowertschöpfung erzielt, 53,3 Prozent des steuerbaren Umsatzes für Lieferungen und Leistung und 55,6 Prozent des Gewerbesteuer-Istaufkommens. 58,1 Prozent der in Bayern und Baden-Württemberg angesiedelten umsatzstärksten Unternehmen haben in diesem Raum ihren Sitz.
  • Besonders deutlich sind die Indikatoren für die Innovationskraft dieser Achse: Der Anteil an den in Bayern und Baden-Württemberg beschäftigten Ingenieuren liegt bei 58,0 Prozent, an den Patentanmeldungen bei 58,7 Prozent, an den Beschäftigten der Wirtschaft in Forschungs- und Entwicklung (FuE) bei 59,8 Prozent und an den internen FuE-Aufwendungen der Wirtschaft bei 62,8 Prozent. Knapp mehr als ein Drittel (33,7 Prozent) aller Patentanmeldungen Deutschlands erfolgt zwischen Karlsruhe und Freilassing.
  • Die Region ist für Fachkräfte hochattraktiv: Weit mehr als die Hälfte der innerdeutschen und internationalen Zuwanderung nach Süddeutschland erfolgt in die Städte und Landkreise des TEN-17-Korridors hinein.

„Die Studie zeigt eindrucksvoll die hohe Bedeutung und die Leistungskraft dieser Wirtschaftsachse als Motor für Innovationen in Zukunftstechnologien“, sagte Prof. Gerd Finkbeiner, Vizepräsident der IHK Schwaben, stellvertretender Vorsitzender der Initiative „Magistrale für Europa“ und der Europäischen Metropolregion München (EMM) bei der Vorlage des Entwurfs in der Sitzung des Arbeitskreises „Magistrale für Europa“ in der IHK Schwaben in Augsburg. Die Ergebnisse der Studie „sind ein weiteres klares Argument für den durchgehenden Ausbau der Bahnachse zwischen Stuttgart und München und weiter nach Salzburg als integraler Bestandteil des bundesdeutschen und des europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzes. Hier bündeln sich die West-Ost-Verkehre Paris–München–Wien und Rhein/Ruhr–Rhein/Main–München.“

Die Studie war von der IHK Schwaben ergänzend zu einem Positions- und Thesenpapier der Prognos AG für künftige wirtschaftliche Leitlinien und Entwicklungen der Region Bayerisch-Schwaben in Auftrag gegeben worden, das am 08.05.2013 beim „Forum Zukunft Schwaben“ der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer in Augsburg vorgestellt wurde. Anlass für den Auftrag einer TEN-17-Untersuchung waren nicht zuletzt die Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Bahn-Infrastruktur: zum einen die Auseinandersetzungen um das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm einschließlich der Fortsetzung der Hochgeschwindigkeitsstrecke auf den bayerischen Abschnitten, zum anderen aber auch der von der EU-Kommission geplante Neuzuschnitt von „Transeuropäischen Kernnetz-Korridoren“ (TEN) mit einem künftig „gleichberechtigten“ neuen Korridor Frankfurt–Nürnberg–Regensburg–Linz–Wien parallel zur bisherigen „Magistrale“.

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