Mit großer Sorge nimmt der Main Line for Euroope e.V. zur Kenntnis, dass die dringend benötigte Neubaustrecke zwischen Ulm und Augsburg aus finanziellen Gründen infrage gestellt wird. Ein Projektstopp wäre ein schwerwiegender Rückschlag – nicht nur für die Region Bayerisch-Schwaben, sondern für die gesamte europäische Schienenachse von Paris über Stuttgart und München bis nach Wien und Budapest.

Die Strecke Ulm–Augsburg ist ein zentrales Bindeglied der „Magistrale für Europa“. Sie beseitigt kapazitive Engpässe auf einer der am stärksten frequentierten Bahnverbindungen Süddeutschlands, ermöglicht spürbare Fahrzeitverkürzungen, sichert einen reibungslosen Betriebsablauf im Fern-, Nah- und Güterverkehr und bindet die Knoten Ulm und Augsburg an den Deutschlandtakt an. Damit leistet sie einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Verkehrswende – nicht nur national, sondern auch im europäischen Kontext.

Ein besonderes Signal geht dabei von der Region selbst aus: Zwischen Ulm und Augsburg haben sich die Kreistage parteiübergreifend hinter die von der Regierung von Schwaben festgelegte Trassenvariante gestellt. Dieser breite Konsens ist in Deutschland außergewöhnlich. Er verdeutlicht nicht nur, wie groß die Unterstützung für das Projekt vor Ort ist, sondern schafft zugleich die notwendige Planungssicherheit. Damit werden Verzögerungen und Konflikte vermieden, wie sie andernorts bei großen Infrastrukturvorhaben zu beobachten sind.

Die Neubaustrecke ist kein Prestigeprojekt, sondern ein unverzichtbarer Baustein moderner, leistungsfähiger und klimafreundlicher Mobilität. Ein Projektstopp aus Kostengründen würde nicht nur das falsche Signal in einer Zeit senden, in der die Stärkung der Schiene als zentrales verkehrs- und klimapolitisches Ziel gilt. Er würde auch verhindern, dass der seit Langem geforderte Regio-Schienen-Takt umgesetzt werden kann – mit einem 15-Minuten-Takt zwischen Dinkelscherben und Augsburg sowie einem Halbstundentakt zwischen Ulm und Augsburg. Nur die neue Infrastruktur schafft die Voraussetzung dafür, dass Nah- und Fernverkehr künftig nebeneinander bestehen können. Für die Bürgerinnen und Bürger wäre ein Rückzug daher besonders schmerzhaft: Barrierefreie Bahnhöfe, wirksamer Lärmschutz und eng getaktete Verbindungen lassen bereits heute auf sich warten. Ein Aus für die Neubaustrecke würde den dringend notwendigen Fortschritt bei der Verkehrswende in einer wachsenden Region blockieren – und zugleich die Entwicklung der gesamten europäischen Magistrale nachhaltig beeinträchtigen.

Die Magistrale für Europa erinnert: Nur wenn das Nadelöhr Ulm–Augsburg beseitigt wird, kann die europäische Hochgeschwindigkeitsachse von Paris über Straßburg, Stuttgart und München bis nach Wien und Budapest ihre volle Wirkung entfalten. Ein Rückzug gefährdet damit nicht nur ein regionales Projekt, sondern die Zukunft einer der bedeutendsten transeuropäischen Verkehrsachsen.