Im Rahmen des Großprojekts Digitale Schiene Deutschland (DKS), der Umstellung der gesamten Leit- und Sicherungstechnik auf Digitale Stellwerke (DSTW), ETCS Level 2 ohne Signale sowie weitere Techniken wie dem neuen Zugfunksystem FRMCS und automatisiertem Betrieb, ist der Knoten Stuttgart als Teil des Starterpakets eine besonders wichtige Pilotanwendung.
Die NBS Wendlingen-Ulm ging zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 mit ETCS Level 2 ohne Signale in Betrieb; prompt gab es Schlagzeilen über liegengebliebene Züge und Umleitungen über die alte Strecke. Die DB stellte jedoch richtig: Nach einer Fehlbedienung eines Triebfahrzeugführers und einer Weichenstörung in den ersten Tagen mit erheblichen Auswirkungen läuft der Betrieb Wendlingen-Ulm seither völlig problemlos. Zudem holten verspätete ICE-Züge zwischen Wendlingen und Ulm regelmäßig Zeit auf.
Die nächsten Digitalisierungsschritte stehen schon bevor: Der Stellbereich Untertürkheim soll Anfang Januar 2023 in Betrieb gehen. Zudem werden Ende 2024 die ersten Strecken des Stellbereichs S-Bahn des DSTW Waiblingen in Betrieb gehen. Dann werden die S-Bahn-Strecke von Vaihingen zum Flughafen ab Januar 2025 und die S-Bahn-Stammstrecke im September 2025 auf ETCS ohne Signale umgestellt. Der neue Tiefbahnhof Stuttgart Hbf wird zum Fahrplanwechsel 2025 als Kernstück des Stuttgarter Bahnnetzes mit digitaler Technik sowie ETCS ohne Signale in Betrieb gehen und vom Stellberiech Fernbahn des DSTW Waiblingen bedient. Fern- und Regionalzüge die den Tiefbahnhof ansteuern, müssen dann mit ETCS auf dem Stand Baseline 3 ausgerüstet sein, demselben Standard wie auf der NBS Wendlingen-Ulm.
Das Programm zur ETCS-Ausrüstung der Nahverkehrsfahrzeuge, die den Knoten Stuttgart bedienen, ist bereits angelaufen. Zudem bereitet sich die DB Netzt auch auf die Herausforderungen des realen Betriebs in einem digitalisierten Großknoten vor, in dem nicht immer alles unter Idealbedingungen läuft. So soll ab Dezember 2024 ein Testbetrieb durchgeführt werden.
Quelle: Eisenbahn-Revue 5/2023, S. 245 f.