Am 5. März 2024 lud der Main Line for Europe e.V. zu einer ganz besonderen Veranstaltung nach Stuttgart ins Turmforum ein. Unter dem Motto S21 und DKS at a glance trafen sich die Mitglieder der Initiative sowie geladene Gäste, um sich über den aktuellen Stand der Digitalisierung des Bahnknotens Stuttgart sowie die Fertigstellung des Gesamtprojekts Stuttgart 21 inklusive Tiefbahnhof zu informieren.
Von besonderem Interesse war dabei der Austausch mit Peter Reinhart, Mitglied der Gesamtprojektleitung Knoten Stuttgart, der auf Nachfrage u.a. das Thema der ausstehenden Finanzierungsvereinbarung für den Baustein 3 („Planungen für das Umland“) des Projekts Stuttgart 21 erläuterte. Denn derzeit weigere sich die Deutsche Bahn, den finanziellen Eigenanteil für den Baustein 3 zu übernehmen, obwohl der Bund die Finanzierungsvereinbarung unterschrieben habe. Die Deutsche Bahn allerdings nur unter Finanzierungsvorbehalt. In der Planungsphase sei dies kein Problem, da die Planungen separat finanziert würden.
Sobald es aber in die Ausschreibungen gehe, werde es problematisch. Insbesondere der Verband Region Stuttgart, der an der Stammstrecke beteiligt und ebenfalls Mitglied des Main Line for Europe e.V. ist , sei hier sehr aktiv gewesen und habe sowohl den Bundesverkehrsminister als auch den DB-Vorstand Richard Lutz angeschrieben, um deutlich zu machen, was passiere, wenn man diesen Projektteil tatsächlich sterben lasse. Denn die Folgen wären fatal: In Hunderte von Fahrzeugen würde Technik eingebaut, die auf absehbare Zeit nicht auf der dann vorhandenen Infrastruktur zum Einsatz kommen könnte.
Der DKS ist deswegen ein so wichtiges Projekt, da er über die Region hinaus Bedeutung hat. Denn der DKS ist ein Pilotprojekt und die Erkenntnisse, die hier generiert werden, sollen auch dazu dienen, dann die Grundlagen für den bundesweiten ETCS-Rollout zu schaffen – sowohl was die rechtlichen Grundlagen, die Fördergrundlagen, aber auch das Thema der bundesweiten Finanzierung der Fahrzeugausrüstung betrifft.
Die Frage, ob die eigenen Mittel der DB dann auch für Projekte wie den Digitalknoten Stuttgart eingesetzt werden oder nur für die Anbindung an die Hochleistungskorridore ausgegeben werden, stellte auch Main-Line-Vorstand Thomas Bopp vom Verband Region Stuttgart. Diese Entscheidung müsse der Aufsichtsrat der DB AG in seiner wichtigen Sitzung am 20. März 2024 treffen. Dies sei aber nicht nur bahnintern zu entscheiden, sondern habe auch eine politische Komponente. Denn auch in der Novelle des Bundesschienenwegeausbaugesetzes ist die Priorisierung der Hochleistungskorridore enthalten.
Aus dem Publikum kam auch die Frage, warum es immer wieder vorkommt, dass die Strecke für sogenannte Signalarbeiten relativ kurzfristig für eine gewisse Zeit außer Betrieb genommen wird und was dahinter steckt. Diese Sperrungen hätten eigentlich nichts mit ETCS zu tun, sondern mit dem neuen Stellwerk in Ulm, so Reinhart. Dort werde ein sehr großes digitales Stellwerk gebaut, das sozusagen den Endpunkt der Schnellfahrstrecke Wendlingen-Ulm bilde. In diesem Zusammenhang habe die DB in den genannten Zeiträumen auch noch andere Arbeiten auf der Strecke, die dann letztlich der Auslöser für die Sperrungen seien.
Man muss sagen, dass die DB die ersten Inbetriebnahmetermine verpasst hat. Eigentlich wollte man zum Jahreswechsel 2023/2024 mit dem ersten Teil des neuen Stellwerks in Betrieb gehen und jetzt im April mit dem ersten Teil von ETCS. Dass das nicht geklappt hat, liegt vor allem am deutlich höheren Verkabelungsaufwand. Das zweite Problem seien die Schwierigkeiten mit dem Lieferanten Thales, die vor allem durch die verzögerte Schwierigkeiten mit dem Lieferanten Thales, die vor allem durch den sich hinziehenden Beschaffungsprozess entstanden seien. Die Überlegungen, die in der Presse zu entnehmen waren, dass man vielleicht doch noch mit einer Art provisorischem, konventionellem
Stellwerk zumindest viertelstündlich einen Zug pro Richtung durchschieben zu können, bestünden weiterhin.
Im Anschluss an diesen interessanten Austausch konnten die Teilnehmer*innen die spannende Ausstellung zum Bahnprojekt S21 im Turmforum sowie die Baustelle des neuen Tiefbahnhofs besichtigen.