Am Sonntag wurde das zweite Teilstück der Hochgeschwindigkeitsstrecke der TGV Est Européen zwischen Paris und Deutschland, die neue 106 Kilometer lange Schnellstrecke zwischen Baudrecourt und Vendenheim, in Betrieb genommen. Genau 1 Stunde und 48 Minuten benötigt der Hochgeschwindigkeitszug jetzt für die 416 Kilometer lange Strecke zwischen Straßburg und Paris, 30 Minuten weniger als bisher. Auf der Strecke ist der TGV mit bis zu 320 Stundenkilometern unterwegs.
Grund genug für Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, Vorsitzender der Initiative, diese neue Ära mit einzuleiten und den ersten derart schnell am Karlsruher Hauptbahnhof angekommenen ICE offiziell in Empfang zu nehmen. In erhofft nicht mehr allzu weiter Ferne sollen gemäß Losung der Magistrale für Europa endlich sogar Marseille, Bratislava und Budapest über Karlsruhe miteinander verbunden sein, betonte Mentrup mit Forderungen nach deutschen Anstrengungen zur Verwirklichung – etwa an der Appenweierer Kurve. Er unterstrich die Zusammenarbeit in Zeiten nationaler Alleingänge als „wichtiges Signal“ und blickte fasziniert zurück auf Kindertage. Als am Rhein Aufgewachsener sei es für ihn schier „unfassbar“, nun so schnell von und bald durchgehend nach Frankreich reisen zu können. „Das grenzt an Raumschiff Enterprise“, sagte er augenzwinkernd vor den Medien, hob gesellschaftliche wie wirtschaftliche Impulse hervor. So könnten Geschäftsleute, aber auch Touristen für nur einen Tag mit noch weniger Zögern oder Aufwand entspannt Fächerstadt und Region besuchen. Unternehmen werden von zunehmenden Business-Kontakten profitieren. Mit einem Kundenplus von 20 bis 30 Prozent, so die Vorstandsvorsitzende Deutsche Bahn Fernverkehr, Birgit Bohle, rechne auch die Bahn. Von einer Renaissance der Schiene war die Rede. 2017, schilderte Mentrup, sollen Festmomente von vor dann zehn (umjubeltes Eintreffen des ersten TGV) und 25 Jahren (Basis-Staatsvertrag von La Rochelle) gefeiert werden – verknüpft mit den Heimattagen in Karlsruhe.
Vor allem Zugfahrer von und nach Karlsruhe und darüber hinaus nach Stuttgart und München profitieren davon. Statt drei Stunden wie bisher, braucht der TGV nun nur noch zweieinhalb Stunden von Paris nach Karlsruhe. Außerdem wurde die Zahl der Direktverbindungen zwischen beiden Städten von vier auf sieben täglich erhöht.
Eigentlich sollte die neue Strecke bereits im April eingeweiht werden. Doch ein schwerer Unfall bei einer Testfahrt mit elf Toten vergangenes Jahr im November hatte alles verzögert. Die Bauarbeiten für die Teilstrecke haben zwei Milliarden Euro gekostet, die vom französischen Staat, den Regionen und Kommunen getragen worden.